Dieses Fragen-FAQ habe ich für meinen Shop geschrieben, zum einen weil ich mich von häufigen Fragen entlasten möchte, zum anderen weil ich Transparenz für alle Kunden sehr wichtig finde. Ihr solltet alles ganz glasklar wissen und auch wenn es ein Tabu für manche andere Verkäufer darstellt, ist es doch kein Geheimnis, wie gefärbt wird, was dabei in die Wolle kommt, woher die Wolle stammt und wie ich versuche, tier- und Umweltschutz so gut wie möglich umzusetzen.
Der Text wird in den kommenden Tagen im Shop mit einem schönen "Aufklapp-System" eingefügt, sodass man nur noch die Fragen sieht und die Antwort sich öffnet, wenn man eine Frage anklickt. Dann ist es auch nicht mehr so lang. Meeeega cool :-).
Zuvor möchte ich das hier posten. Vielleicht habt ihr ja noch Anregungen, weitere Fragen oder andere Meinungen :-).
Und hier kommt's:
Über Wolle
und Spinnfasern gibt es hunderte Fragen, die man sich stellt, insbesondere wenn
man noch nicht lange spinnt. Ich beantworte deshalb mit bestem Gewissen hier
einige Fragen, die sicherlich mit der Zeit aufkommen oder die häufig gestellt
werden. Über Ergänzungen freue ich mich natürlich, also schreib mich bei Fragen
und Kritik gern an.
Welche Eigenschaften haben die Wollen von
verschiedenen Schafrassen?
Die
Eigenschaften der Schafrassen sind sehr unterschiedlich. In der Mischung können
sie außerdem noch einmal ein ganz anderes Spinngefühl entwickeln als in reiner
Form, sodass man sich nicht scheuen sollte, auch die gröberen Wollen
auszuprobieren.
Der
Feinheitswert, mit dem die Feinheit von Schafwolle gemessen wird, heißt Micron,
aus dem Englischen für Mikrometer, also die Größeneinheit, in der die Dicke der
Schafhaare gemessen wird. Schafwolle variiert zwischen Werten von ca. 14 bis 60
Micron. Diese Zahl ist ein Richtwert, bedeutet aber nicht, dass sie genau dem
Spinn- und Strickgefühl entspricht, da die Faserlänge, die Lockenstärke, der
Crimp und andere Faktoren sich darauf auswirken. Unten stehende Sortierung
geschieht demnach nach meinem persönlichen Feinheitsempfinden der Wolle in
meinem Shop.
Noch ein
paar kurze Anmerkungen zu Dingen, die man allgemein über Wolle wissen sollte:
- Wusstest
du, dass das Wort "Baby" bei Edeltierfasern nicht das Fohlen oder
Lamm beschreibt, sondern bedeutet, dass die Wolle sehr sorgfältig sortiert ist
und nur das reine Unterfell genutzt wird?
-
"Crimp" bei Wolle bedeutet, dass diese nicht glatt, sondern eher
"geknittert" bzw. ganz fein gekräuselt ist. Das gibt der Wolle mehr
Volumen, aber auch eine etwas raue Oberfläche im Garn. Das Gegenteil nenne ich
glatt, also unabhängig von Locken.
- Die
Bezeichnung "Milchschaf" bedeutet in diesem Text, dass es sich um
einen Ursprung der Wolle handelt. Meistens sind dies Rassenmixe oder gar
Wollmixe, die aus grasenden Herden teils aus der Milch- und Fleischproduktion
stammen. Durch die starke Mischung der Wolle aus verschiedenen Schafherden ist
die Qualität gleichbleibend, jedoch nicht unbedingt einer bestimmten Rasse
zugeschrieben. Das bekannteste Beispiel ist unsere deutsche Eiderwolle.
- Die
Bezeichnung "superwash" erkläre ich ausführlicher in einem
gesonderten FAQ-Punkt.
Nach
Feinheit sortiert
Sehr fein: Merino (14,5-23 mic.), Polwarth (22-23
mic.) Falkland (21 mic.), Bluefaced Leicester (21 mic.), Merinos D'Arles
(21 mic.)
Fein: Falkland (23 mic.), Merino (25-27
mic.), Finnisches Milchschaf (28 mic.), Gotland (30-44 mic), Neuseeland (24
mic.), South American-Milchschaf (25-26 mic.)
Mittelfein: Shetland (29-31 mic.), Swaledale
(35-45 mic.) Polarfuchs (23 mic.) oder isländisches Milchschaf (34-36 mic.),
Corriedale (25 mic.), Eider (24-31 mic.), Kent Romney (28 mic.), Manx Loaghtan
(29-31 mic.), Spanische Merino (24 mic.) Süddeutsche Merino (25 mic.)
Grob: Suffolk (35-40 mic.), Jakob (33-35
mic.), Nordisches Kurzschwanzschaf (33-36 mic.), Perendale (28-32 mic.), Welsh
(31-35 mic.), Whiteface Woodland (35-38 mic.), Wensleydale (40-50 mic.),
Southdown (28-30 mic.), 56' English (33 mic.), Cheviot (30-35 mic.), Irisches
Milchschaf (34 mic.), Schottisches Milchschaf (35 mic.), Texel (32-40 mic.),
Dorset Horn (32-34 mic.), Teeswater (40-60 mic.)
Sehr grob: Devon (40-60 mic.), Herdwick (40
mic.), Lincoln (36-40 mic.)
Edeltierfasern
empfinden die meisten Menschen als sehr fein und flauschig. Das unterscheidet
sich aber auch individuell sehr stark. Meine persönliche Reihenfolge von fein
nach gröber sieht folgendermaßen aus:
Kaschmir,
Yak, Angora, Kamel, Kidmohair, Suri Alpaka, Babyalpaka, Alpaka, Lama, Mohair
(diese ist ziemlich grob im Vergleich zum Rest).
Nach
Schafrassen beschrieben
56' English: Die Milchschafwolle ist
vergleichbar mit Eiderwolle und mit süddeutscher Merino und relativ
grob. Ergibt ein voluminöses, wärmendes Garn. Die Superwash Variante
eignet sich aber sehr gut für Garne, die zu Pullovern oder Socken verarbeitet
werden und maschinenwaschbar sein sollen.
Bluefaced
Leicester (kurz BFL): Unter
Handspinnern sehr beliebt ist die BFL eine sehr feine, glatte, nicht
filzanfällige Wolle mit hoher Stapellänge, die sich gut für Garne mit wenig
Drall eignet, beispielsweise auch für Singles. Man erkennt sie an der sanften
Wellung und einem zarten Glanz. Es gibt sie auch mit Superwash-Ausführung.
Cheviot: Eine relativ grobe, aber glatte
Wolle, die ein schönes, robustes Garn ergibt. Die Besonderheit ist, dass eine
Superwash-Variante hergestellt wird, welche beim Färben sehr satte Farben
ermöglicht und nach dem Stricken maschinenwaschbar ist.
Corriedale: Eine mittelfeine, glatte Wolle, die
Falkland und Shetland sehr ähnlich ist. Die Feinheit ist sehr variabel.
Devon: Eine sehr grobe, ziemlich
langstapelige Wolle.
Dorset Horn: Eine recht grobe Wolle mit feinen
Wellen und einer hohen Stapellänge.
Eider: Eine mittelfeine Milchschafwolle
mit etwas Crimp, die der süddeutschen Merino ähnelt. Ergibt ein voluminöses,
wärmendes Garn.
Falkland: Die Wolle ist fast ohne Crimp und
variiert von sehr fein bis mittelfein. Meine reine Falkland ist eine sehr feine
Wolle, während die in den Mischungen eher mittelfein ist. Sie neigt kaum zum
Filzen.
Finnisches
Milchschaf: Diese
Wolle ähnelt ein wenig der Bluefaced Leicester und Gotland und hat einen zarten
Glanz, ist jedoch filzanfälliger als BFL.
Gotland: Das Gotlandschaf, ein Freiweideschaf,
das ursprünglich aus Gotland stammt, jedoch heutzutage in Europa weit
verbreitet ist, hat trotz hoher Micron-Zahl eine wirklich feine, flauschige
Wolle mit sehr feinen Locken, die jedoch stark zum Filzen neigt. Vom
Spinngefühl her könnte man sie mit Kidmohair vergleichen.
Herdwick: Das Herdwick hat eine sehr grobe,
aber durch verschiedene Farbschattierungen von dunkelgrau bis weiß innerhalb
eines Kammzugs wundervoll rustikale Wolle, die sich toll spinnen lässt, jedoch
stark fusselt durch darin enthaltene, sehr kurze und grobe Haare.
Irisches
Milchschaf: Eine sehr
schön zu spinnende, mittelfein bis grobe Wolle mit nur leichtem Crimp und
toller, braun-melierter Farbe.
Island-Milchschaf
oder Polarfuchs: Diese Wolle
ist recht vielfältig. Polarfuchs genannt ähnelt sie Shetland, Corriedale und
Falkland, Islandwolle genannt ähnelt sie eher der finnischen Wolle. Der
Unterschied liegt in der Bezugsquelle von unterschiedlichen Zuchten.
Jakobsschaf: Jakobsschafe gibt es in allen
Farbschattierungen bis hin zu gescheckten Schafen. Die Wolle ist eher grob, mit
relativ wenig Crimp und wundervoll zu spinnen. Sie neigt kaum zum Filzen.
Kent Romney: Es ist eine mittelfeine Wolle
ähnlich wie Falkland und Corriedale, die glatt und sehr filzunanfällig ist.
Lincoln: Eine sehr grobe, sehr glatte Wolle
mit schönem Glanz. Zum Spinnen weniger geeignet als zum Basteln (z.B. für
Puppenhaare).
Manx
Loaghtan: Diese alte
Schafrasse ist sehr selten und daher relativ wertvoll. Sie ist mittelfein, toll
zu spinnen und ähnelt in ihren Eigenschaften den anderen mittelfeinen Wollen
wie Falkland, Shetland usw.
Masham: Eine sehr langstapelige, wellige
und glatte Wolle mit feinem Glanz, die sich auch filzen lässt.
Merino /
Merinos D'Arles: Die
Feinheit variiert hier sehr stark je nach Zuchtziel und klimatischen
Bedingungen des Herkunfslandes. Eine ultrafeine Wolle mit 14,5 mic. entsteht
meistens durch maschinelles Längen der Fasern. Üblich sind 21-23 mic. (meist
südafrikanische Merino, aber auch die französische Merinos D'Arles) und 25-27
mic. (südamerikanische, deutsche, spanische und andere Merinoschafe).
Merinowolle zählt wohl zu den beliebtesten und häufigsten verarbeiteten Wollen,
kann jedoch für Handspinner auch ein Gefühl einer "künstlichen" Faser
auslösen - manchmal fühlt sie sich "gummiartig" an. Der Vorteil liegt
jedoch dann in der Elastizität des Garns, welches sich sehr angenehm stricken
lässt. Es gibt sie ebenfalls in Superwash-Ausführung.
Neuseeland-Milchschaf: Eine feine, sehr schön zu spinnende
Wolle, die ähnliche Eigenschaften hat wie Falkland oder Merino und sich filzen
lässt.
Nordisches
Kurzschwanzschaf: Es gehört
zu einer der ältesten Schafrassen und besitzt eine langstapelige, wärmende und
belastbare Wolle, die sich zwar filzen lässt, aber gut geeignet ist als
Kettfaden beim Weben.
Perendale: Eine sehr schön zu spinnende, grobe
Wolle mit langen, glatten Fasern, die ein dichtes Garn ergeben.
Polwarth: Eine sehr feine, aber filzanfällige
Wolle, die der Merino ähnlich ist und eher pastellig färbt. Sie ergibt ein sehr
kuscheliges, elastisches Garn ohne das "gummiartige" Spinngefühl.
Schottisches
Milchschaf: Eine grobe,
aber sehr schön zu spinnende Wolle mit einer schönen, mittelgrauen Farbe,
leichtem Crimp und etwas Rest-Lanolin.
Shetland: Shetlandwolle ist vielseitig und
unglaublich toll zu spinnen. Sie filzt so gut wie gar nicht und ergibt ein
weiches und sehr belastbares Garn, mit dem sich gut weben lässt oder mit dem
man Pullover und andere strapazierte Dinge herstellen kann. Es gibt
Shetlandwolle in vielen Farben, die meist ein wenig meliert sind, da viele der
Individuen gescheckt sind. Meines Empfindens nach ist die Wolle in meinem Shop
sehr unterschiedlich. Die weiße ist meist etwas grober und gleicht der
Corriedale, die graue hingegen ist super fein und vom Spinngefühl eher mit
Gotland zu vergleichen.
Southdown: Diese Wolle ist eher grob, schön zu
spinnen und besitzt leichten Crimp. Sie ähnelt ein wenig dem Jakobsschaf, ist
robust und filzunanfällig.
South
American-Milchschaf: Eine
weiche, leicht glänzende Wolle, die sich sowohl spinnen als auch filzen lässt.
Suffolk: Eine graue, relativ grobe Wolle mit
etwas Crimp, die sich zum Spinnen und Filzen eignet. Das gesponnene Garn ist
ziemlich warm und schwer.
Swaledale: Eine graue, mittelfeine bis grobe
Wolle, die Falkland, Corriedale und Kent Romney ähnelt und sich sehr gut für
belastbare Projekte eignet, da sie nicht filzt und eine gute, haltbare
Stapellänge besitzt.
Teeswater: Eine sehr langstapelige, glänzende
und glatte Wolle, die der Wensleydale ähnelt.
Texel: Eine holländische Milchschafwolle,
die viel Crimp hat, voluminös und relativ grob ist und Ähnlichkeit mit Jakob
und Southdown besitzt.
Welsh: Eine grobe Wolle, die der Jakob und
der Southdown ähnelt und leichten Crimp besitzt.
Wensleydale: Eine sehr stark glänzende, sehr
glatte Wolle, die einen schweren Faden mit hoher Dichte ergibt und durch die
hohe Stapellänge eine gute Zugebelastung besitzt. Manche Handspinner empfinden
eine Ähnlichkeit mit menschlichem Haar.
Whiteface
Woodland: Eine Zucht
von den Pennines, einem Mittelgebirge in England. Die Wolle ist grob mit
leichtem Crimp, wärmt sehr gut und besitzt ähnliche Eigenschaften wie Jakob und
Southdown.
Woher kommt eigentlich die Wolle und wie wird sie
verarbeitet bzw. gefärbt?
Spinnfasern
Ich beziehe
meine Spinnfasern fast ausschließlich aus England, ansonsten aus Deutschland.
Die Verarbeitung der englischen Wolle geschieht in einem Familienunternehmen
und besitzt viele Vorteile: Zum einen stehe ich hinter der Philosophie dieses
Unternehmens, das auf die Haltung der Schafe achtet (siehe Punkt
"Mulesing"), zum anderen ist die Qualität entscheidend. Die Wolle
wird für mich frisch zu Kammzügen verarbeitet, ist fettfrei und besitzt eine gleichbleibende,
hohe Qualität.
Die meisten
Schafrassen meiner Spinnfasern kommen regional aus Großbritannien. Manche,
insbesondere weichere Wollsorten, kommen aus wärmeren Ländern. Folgend findest
du eine Liste des Ursprungs der verschiedenen Schafrassen.
Großbritannien: 56' English, Bluefaced Leicester,
Cheviot, Devon, Dorset Horn, Herdwick, Jakob, Kent Romney, Lincoln, Manx
Loaghtan, Masham, Schottisches Milchschaf, Shetland, Southdown, Suffolk,
Swaledale, Texel, Welsh, Wensleydale, Whiteface Woodland
Irland: Irisches Milchschaf
Deutschland: Eider-Milchschaf, Falkland,
Gotland, Merino
Norwegen: Nordisches Kurzschwanzschaf
Finnland: Finnisches Milchschaf
Island: Island-Milchschaf, Polarfuchs
Falklandinseln: Falkland, Polwarth
Frankreich: Französisches Milchschaf, Merinos
D'Arles
Spanien: Spanische Merino
Neuseeland: Corriedale, Neuseeland-Milchschaf,
Perendale, Polwarth
Südafrika
(Kap der guten Hoffnung): Merino
Südamerika: Merino, South American
Naturfarbene
Rohwolle
Meine
Rohwolle stammt von einem holländischen und ansonsten deutschen Schäfern und
wird von mir teils über persönlichen Kontakt bezogen, teils sogar persönlich
abgeholt, sodass ich die Schafe kennen lernen kann. Ich bezahle die Schäfer,
sodass mindestens die Kosten der Schafschur gedeckt werden. Das bedeutet, dass
ich das komplette Vlies kaufe mitsamt dem Ausschuss und dem Schmutz, der daran
haftet und später entsorgt werden muss. Ungefähr die Häfte bis zwei Drittel des
Vlieses können nach dem Sortieren verwendet und gewaschen werden.
Färbung und Weiterverarbeitung der Wolle in diesem
Shop
Rohwolle
Bisher biete
ich fast nur handgewaschene Wolle vom Schäfer an, also Wolle, in der viel
Arbeit und Zeit steckt und die nicht unter Wiederverkauf fällt. Ich wasche per
Hand und möglichst Wasser sparend. Dennoch benutze ich kein kaltes Regenwasser,
sondern wasche in vier Waschgängen sehr heiß, weil ich persönlich kein Freund
von fettiger Wolle bin. Bei jedem Waschgang wird hochwertiges Waschmittel
hinzugefügt (ich nutze die Marke Unicorn und Shampoo aus der Drogerie), zum
Schluss verwende ich im letzten Waschgang etwas Zitronenessenz und
Haarconditioner. Durch dieses Verfahren ist gewährleistet, dass die Wolle sehr
fettarm, sauber, filzfrei und weich ist.
Färbungen
und Verarbeitung allgemein
Ich färbe
nicht in der Küche, sondern in meiner Werkstatt, sodass ich genügend Platz habe
und alles reinigen kann. Für das Färben selbst habe ich viele verschiedene
Methoden entwickelt, liegend oder im Topf, mit viel oder wenig Wasser und
vielen verschiedenen Techniken für jeden Effekt. Manche Effekte, wie wilde
Färbungen im Topf, können nicht reproduziert werden. Sie sind Überraschungen in
jeder Hinsicht und ergeben wundervolle Farbübergänge.
Nach dem
Färben lasse ich die Wolle langsam abkühlen und abtropfen, bevor ich sie
gründlich auswasche. Sie wird nicht geschleudert oder anders behandelt. So
färbe ich auch sehr filzanfällige Wolle ohne dass diese filzt. Komplett
trocknen lasse ich die Wolle dann meistens draußen, bei schlechtem Wetter auch
nur einen Tag bevor ich sie rein hole und durchtrocknen lasse.
Je nach
Mischung und Wollsorte wird diese oft noch einmal auseinander gezupft und mit
den Händen fluffig gemacht, bevor ich sie flechte, etikettiere und verschicke.
Das sind einige Stunden Arbeit, die sich manch andere Färber nicht machen, die
aber zu einem garantiert schönen Spinnverhalten der Fasern ohne Zusätze von
Weichspülern und Weichmachern führen.
Färbungen
von Kammzügen, Garnen und anderen Fasern
Ich nutze
zum Färben von Wolle die gängigen Marken der Säurefarben (Ashford, Lanaset,
Jaquard). Diese Marken stehen für hohe Qualität und besitzen, wenn auch nicht
zertifiziert, Lebensmittelqualität. Als Säure verwende ich Zitronensäure und
Zitronenessenz (aus dem Supermarkt). Meines Empfindens nach werden die Farben
mit Essigessenz noch klarer und satter, aber es stört der Geruch. Darum habe
ich schon früh komplett auf Zitrone umgestellt.
Ich fange
das Färbewasser nach einer Färbung stets auf und führe es dem Färbetopf wieder
zu. Die Farbe gelangt eh nicht ins Abwasser oder zurück in den Färbetopf, da
sie durch langes Fixieren bei ca. 80°C komplett von der Wolle aufgenommen wird
und an ihre Proteine bindet. Das Wasser ist danach wieder komplett klar. Doch
auch die Säure, welche kostbar ist und nicht in Mengen ins Abwasser gehört,
möchte ich sparen und färbe daher auch Aufträge nie allein, sondern lege
einzelne, komplette Färbetage ein, an denen viel Wolle auf einmal sowohl
wasser- als auch säuresparend gefärbt wird.
Ich benutze
keinerlei weitere Produkte, kein Fixiersalz und keine Weichmacher. Wer ein
weicheres Garn haben möchte, kann solche Dinge zufügen. Silikon- und
konservierungsstofffreie Haarconditioner und Haarkur verwende ich für meine
privaten Garne beim Baden und kann dies sehr empfehlen. Jedoch belasse ich die
gefärbten Spinnfasern im Shop ganz natürlich, sodass jeder für sich entscheiden
kann, was er mag und verträgt.
Färbungen
von Baumwolle, Leinen und Hanf (noch in Planung und nicht erhältlich)
Diese
Pflanzenfasern lassen sich nicht mit herkömmlichen Säurefarben färben, daher
nutze ich hier die Jaquard Textil-Reaktivfarben und einfaches Waschsoda, um sie
zu färben.
Pflanzenfärbungen
Meine
pflanzengefärbten Garne sind die letzten Bestände meiner Pflanzenfärbungen. Ich
entwickelte leider eine Allergie gegen das Alaun und trenne diese Garne daher
separat von allem anderen. Die Zusätze meiner Färbungen stehen stets bei den
Produkten. Das sind Alaun und die jeweiligen Pflanzen, Eisen-II-Sulfat bei
Grüntönen und Lauge, Hydrogencarbonat und Soda bei den Indigofärbungen. Alle Zusätze
sind nach dem Färben ungiftig.
Töpferwaren
Eine
Zeitlang habe ich selbst getöpfert und viele der Ergebnisse findet ihr im Shop.
Da alle diese Produkte zu Steingut gebrannt sind, sind sie sehr hart,
wasserdicht und spülmaschinenfest. Zudem nutzte ich nur Glasuren und Engoben,
die für Essgeschirr geeignet sind.
Handspindeln
Meine
Handspindeln sind teils selbst gebaut und alle, bis auf die naturfarbenen, von
mir handlackiert. Beim Bauen nutze ich einfachen Holzleim zum Verbinden der
Teile. Der Lack für die bunten Spindeln ist aus dem Baumarkt von der Marke
"Clou". Die Holzkleinteile kommen aus Deutschland aus einem
Familienbetrieb und wurden hier verarbeitet. Auch das Holz ist deutsche Buche.
Über
Verpackungsmaterial
Seit
Eröffnung meines alten Dawanda Shops lege ich viel Wert auf umweltfreundliche
Verpackung. Daher bestehen meine Paketbänder aus teurerem Papierklebeband,
meine Etiketten aus Papier, meine Verpackung einzelner Teile auch. Nur ganz
selten, bei empfindlichen Rolags zum Beispiel, greife ich auf Kunststofftüten
zurück. Meine Ware wird großteils mit GoGreen versendet und wenn ich selbst zur
Post fahren muss, mache ich das mit meinem süßen, super spritsparenden
Mini-Peugeot möglichst auf dem Arbeitsweg :-).
Ich möchte
Wolle von glücklichen Schafen - Brauche ich Organic, BIO und andere
Zertifikate?
Schafe in
der Massentierhaltung sind selten. Zumeist dienen die Schafherden dem Zweck des
"Rasenmähers", sie sorgen für die Pflege von Dämmen und Deichen,
Wiesen und sämlichten Grünflächen. Damit ist eine tiergerechte Haltung
letztendlich mit diesen Vorteilen für die Landwirtschaft bedingt. Der größte
Teil der Schäfer, gleich ob Teil der Fleischindustrie oder andere, kann die
Wolle der nötigen Schafschur nicht verkaufen, sondern muss sie entsorgen. Wolle
zu kaufen, zu verarbeiten, zu spinnen bedeutet demnach eine Unterstützung
dieser Schäfer und einen Verbrauch dieses nachwachsenen Rohstoffs, der sonst
der Müllverbrennung zum Opfer fallen würde. Wolle ist daher etwas, das mit
reinem Gewissen verarbeitet werden kann und nicht vergleichbar mit der
Produktion von Milchprodukten und Fleisch. Natürlich findet man viele
Gegensprüche und Kontroversen, aber in den meisten Fällen trifft diese
Beschreibung zu.
Wiesen und
grasbewachsene Grünflächen, egal ob sie frisches Gras liefern oder zu Heu für
die Winterzufütterung verarbeitet werden, werden normalerweise weder gedüngt
noch mit Pestiziden und Insektiziden behandelt. Ein Grundstück für ein Zertifikat
vorzubereiten, benötigt jedoch viel Zeit, Aufwand und Geld. Noch heute gibt es
viele Schafhirten, die mit ihren Tieren durch die Landschaft streifen, durch
Heiden, Auen und andere Grünflächen. Diese Schäfer sind mir persönlich noch
sympathischer, denn es bedeutet die größte Freiheit für die Tiere, die nur
möglich ist. Daher glaube ich persönlich, dass man mit dem Erwerb von
zertifizierter Wolle eher Geld an die Bürokratie zahlt, als eine Garantie für
"glückliche Schafwolle" zu erhalten. Anders sieht es gegebenenfalls
bei Heilwolle aus, eine fast ungewaschene, Lanolin-haltige Wolle, mit der man
Kleidung für Babys strickt und einem ggf. das Zertifikat wichtig ist.
Insgesamt
ist mir natürlich klar, dass jedes dieser Themen Kontroversen hat. Es gibt eben
niemals eine absolute Garantie, sobald man ein Produkt verarbeitet, das man von
anderer Stelle bezieht und nicht aus dem eigenen Garten.
Ich möchte Wolle von glücklichen Schafen. Warum achte
ich dabei auf mulesierungsfreie Tierhaltung?
Mulesing
oder deutsch Muselierung ist eine Praktik, bei der den jungen Schafen die Haut
rund um den Schwanz ohne Schmerzausschaltung entfernt wird. Diese Hautpartien
werden häufig von Fliegenmaden verschiedener Familien befallen. Die Krankheit
(Myiasis) würde ohne Behandlung jährlich drei Millionen Tiere allein in
Australien töten (Quelle: vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Mulesing).
Insbesondere hochgezüchtete Schafrassen, wie das Merino, sind davon betroffen,
da durch die Zucht entstandene Hautfalten eine Entwicklung der Maden
begünstigen.
Weltweit
wurde Mulesing in allen Ländern mit Ausnahme von Australien verboten. In
Neuseeland ist das Verbot noch relativ neu, daher halten sich nicht alle
Schäfer daran, jedoch hat Neuseeland ein Zertifikat zur Kennzeichnung von
Mulesing-freien Wollen auferlegt. Die Entwicklung dieses Themas ist gewiss noch lange nicht abgeschlossen.
Die
Kontroverse dieses Verfahrens ist sehr weitreichend, jedoch gibt es
Alternativen zu dieser sehr schmerzhaften Methode, bei der ebenfalls Tiere
sterben aufgrund von Postinfektionen. Alternative Maßnahmen sind zum Beispiel
der Einsatz von lokaler Betäubung (nimmt auch in Australien zu), von
biologischer Fliegenbekämpfung, Insektiziden, Gegeninjektionen und nachhaltiger
Änderung des Zuchtziels. Veränderungen können nicht von heute auf morgen von den Schäfern geleistet werden, doch sicherlich wird es sie in Zukunft auch in Australien geben.
Um dieser
Kontroverse zu entgehen, biete ich in meinem Shop keine australische Wolle und
keine neuseeländische Merinowolle an. Außerdem versuche ich jedem, der das Spinnen
beginnt, andere Schafrassen als die der unglaublich großen Merinozucht, nahe zu
bringen.
Vom Aussterben bedrohte Schafrassen? Was bedeutet das?
Nutztierrassen
haben eine lange Geschichte in der Menschheit und eine immens große
Variabilität. Mit der wachsenden Industrie und dem globalen Handel geht der
Trend jedoch in die Richtung, nur die beliebtesten, ergiebigsten und
wirtschaftlich nützlichsten Rassen zu fördern.
Auf der
Roten Liste der GEH e.V. stehen viele bedrohte Schafrassen, darunter einige, die
unglaublich schöne Spinnwolle liefern. Im Bereich des Handspinnens ist die
Vielfalt der Fasern die für mich größte Freude und deshalb versuche ich in
meinem Shop eine große Vielfalt anzubieten. Insbesondere bei meinen
handgewaschenen Vliesen suche ich nach selteneren Schafrassen, die trotz allem
in Deutschland in großen Mengen zu finden sind. Darunter fallen zum Beispiel
die Skudde, das Pommersche Landschaf, das Coburger Fuchsschaf, das Bergschaf
und das Steinschaf - alles wundervolle Spinnfasern, die nicht in Vergessenheit
geraten sollten.
Was bedeutet "superwash"?
Die meisten
Naturwollen neigen zum Filzen oder können in der Waschmaschine einlaufen. Aus
handgesponnener Wolle Socken zu stricken ist daher eine etwas wackelige
Angelegenheit, da man irgendwann einmal gewiss zu faul wird, diese Socken per
Hand zu waschen und dann um sie trauert, wenn sie zu klein aus der
Waschmaschine kommen. Manche Fasern können durch Ergänzungen in der Mischung
durch verschiedene Viskosefasern (als pflanzliche Fasern) oder durch Nylon
strapazierfähiger gemacht werden. Aber mit der Superwash Ausrüstung ist dein
Garn noch um einiges haltbarer. Ein weiterer Vorteil liegt in der
Wasseraufnahme dieser behandelten Fasern. Sie saugen sich schlechter mit Wasser
voll und geben dieses leichter an die Luft ab. Zudem ermöglicht Superwash beim
Färben sehr satte, brillante Farben und sonst schwer färbbare Farbtöne, wie
tiefstes Schwarz.
Die
Superwash Ausrüstung der Textilindustrie arbeitet mit dem Hercosett-Verfahren.
Wolle filzt insbesondere durch die abstehenden Haarschuppen, die sich
ineinander verhaken können. Umso feiner sie ist, umso mehr Möglichkeiten des
Verhakens ergeben sich auf eine bestimmte Fläche gesehen, wobei die gesamte
Zahl abstehender Schuppen ausschlaggebend ist, wie stark eine Wolle filzt oder
nicht. Mit dem Hercosett Verfahren werden zuerst diese Schuppen teils entfernt.
Dies geschieht mithilfe von Epichlorhydrin, welches in reiner Form giftig ist,
jedoch nach der Verarbeitung nicht mehr frei vorliegt. Danach wird ein Kunstharz
(Polyaminoamid) aufgetragen, welches die Wasseraufnahme der Wolle verringert
(Quelle: vgl.
http://universal_lexikon.deacademic.com/309246/Textilveredlung%3A_Ver%C3%A4nderung_von_Fasern).
Auch hier
steht man in der Kontroverse. Das Verfahren belastet die Umwelt und führt
künstliche Produkte einem sonst naturreinen Produkt zu. Ich nutze daher Wolle
mit Superwash Ausrüstung eigentlich nur, um Farben zu färben, die sonst nicht
möglich wären bzw. um für Projekte eine Wolle zu bieten, die definitiv nicht kaputt
geht und damit langlebig und haltbar bleibt.
Was sind Blendings?
Meine
Blendings sind Unikate, aber sie werden für mich zu Kammzügen kardiert und sind
nicht handgefärbt. Sie ergeben schöne, melierte Garne, die sich besonders als
Kontrast zu bunt gesponnenen Kammzügen einsetzen lassen, aber auch in purer
Form schön sind. Je nach Häufigkeit des Kämmens werden sie melierter oder
farbgetrennter. Auch durch mehrfaches Teilen des Kammzugs längs kann man
Einfluss auf die Farbvariation nehmen (siehe Bild).
Warum tierische und pflanzliche Fasern doch mischen?
Es stimmt,
tierische und pflanzliche Fasern, bzw. proteinhaltige und cellulosehaltige
Fasern haben verschiedene Eigenschaften. Deshalb sprechen viele Leute dagegen,
sie zu mischen. Ich kann die Gründe jedoch nicht nachvollziehen, da ich nun
schon lange Zeit solche Mischungen mache und verspinne und das mit viel Freude
und einer Menge Erfahrung.
Im
versponnenen Garn mischen sich die Fasern so eng, dass sich auch ihre verschiedenen
Eigenschaften mischen. Ein Beispiel dazu: Reine Merinowolle ist elastisch,
weich, filzanfällig, kann einlaufen, nimmt viel Wasser auf, gibt es relativ
schnell wieder ab. Reine Bananenfaser ist nicht elastisch, glatt, relativ
stabil, nimmt kaum Wasser auf, aber einmal vollgesogen bleibt sie ewig feucht.
Zusammen ist der Kammzug bereits stabiler, färbt interessant und trocknet
ziemlich schnell. Das Garn hingegen ist immer noch wundervoll weich, hat immer
noch eine leichte Elastizität, reißt aber nur unter hohem Zug und lässt sich
ebenso perfekt baden, stricken, waschen wie beide Fasern einzeln.
Für mich
haben diese Mischungen etwas magisches. Prinzipiell kann man aus allen
Mischungen alles herstellen. Aber sucht man die perfekte Mischung für ein
bestimmtes Projekt, kann man auch auf die Zusammensetzung achten und die
Vorteile, die man sich wünscht (zum Beispiel Elastizität, Stabilität, weichen
Griff, Glanz), zusammenstellen, völlig problemlos. Es ergeben sich plötzlich
tausende Möglichkeiten.
Zudem gibt
es so viele interessante Pflanzenfasern, aber fast alle bieten in reinem
Zustand absolut kein Spinn- und Strickvergnügen.
Fasermischungen - Welchen Effekt haben die
verschiedenen Fasern in meinem späteren Garn?
Wie im
oberen Punkt bereits angedeutet, sind die Mischungen, die ich anbiete, wohl
durchdacht. Natürlich habe ich auch nicht ausgelernt und werde mit jeder neuen
Mischung überrascht, aber die Eigenschaften einzelner Fasern allgemein für eine
Mischung kann ich schon voraus sehen, bevor ich etwas Neues kardieren lasse.
Was bieten
dir also all die schönen Fasern neben Wolle und kuschelweichen Edeltierhaaren
in der Mischung?
Stabilität,
Zugbelastung und Haltbarkeit:
Nylon, Ramie
(gemacht aus einer Pflanze der Familie der Brennnesseln), Bananenfaser,
Rosenfaser, Maisfaser, Tencel und Viskose (beide aus Holzmark hergestellt),
Seide, Leinen, Hanf
"Cremigkeit"
des Garns
Milchseide,
Sojaseide, Tussahseide, Maulbeerseide
Von Schimmer
nach Glanz bis hin zu Glitzer (in dieser Reihenfolge)
Viskose,
Rosenfaser, Sojaseide, Milchseide, Bambus, Tussahseide, Maulbeerseide, Seacell
(aus Algen hergestellt), Tencel, Bright Triobal Nylon, Superbright Triobal
Nylon, Stellina, Angelina
Hautpflege
Seacell
Ein
rustikales Aussehen des Garns
Leinen /
Flachs und Hanf
Ich bin Anfänger. Welche Fasern sind die richtigen für
mich?
Alle! naja,
fast alle.
Ich
verspreche dir, dass du eine große Freude mit den Wollmischungen haben wirst.
Du wirst merken, dass insbesondere die mittelfeinen bis groben Schafrassen sich
wie Butter ausziehen lassen, tausend mal besser im Vergleich als reine
Eiderwolle oder Merino. Insbesondere Beispiele wie Shetland, Kent Romney,
Cheviot und ähnliche sind traumhaft schön zu spinnen.
Dass
Edeltierfasern prinzipiell nicht anfängergeeignet seien, stimmt nicht so ganz.
Langfaserige Fasern kannst du schon sehr früh ausprobieren, wie Alpaka, Lama
und Mohair. Alle anderen Edeltierfasern sind in der Mischung mit Wolle
ebenfalls kein Problem.
Aber es gibt
auch Fasern, für die ein geübter Handspinner noch üben muss, wenn er sie das
erste mal in purer Form spinnt. Dazu zählen:
Seide,
Baumwolle, die meisten Pflanzenfasern und Synthetischen Fasern, Milchseide,
Sojaseide, Kamel, Kaschmir und Yak.
Zudem
solltest du als Anfänger auch noch ein wenig auf die Preise achten. Gefällt dir
ein sehr teurer Kammzug, lege ihn zurück bis du dich wirklich sicher fühlst und
keinen Ausschuss mehr durch Fehler hast und ihm auch eine Lauflänge geben
kannst, die für ein Projekt ausreicht.
Spinntechniken - Kontrolle vom Verlauf bis zum wilden
Farbwechsel
Über
Spinntechniken findet man viele Infos. Dennoch möchte ich hier noch einmal
darauf eingehen, weil es eine sehr häufige Frage ist.
Langer
Farbverlauf
Verlaufsfärbungen
haben einen entscheidenden Vorteil, weshalb ich sie auch oft färbe. Sie sind
sehr vielseitig weiter zu verarbeiten. Du kannst natürlich den Verlauf dabei
erhalten, indem du den Kammzug einfach runter spinnst oder ihn ein wenig
vorausziehst und dann spinnst. Um ihn danach zu einem Verlaufsgarn zu machen,
muss er dreifach verzwirnt werden. Möchtest du das nicht und hast es noch nicht
gelernt, teile den Kammzug vor dem Spinnen längs. So hast du zwei gleiche Teile
(ggf. mit leichtem Gewichtsunterschied, der aber selten stört) und verzwirnst
die beiden Singles zweifach. So habe ich es zum Beispiel bei dem Cowl auf dem folgenden Bild gemacht:
Kurzer Farbverlauf
Auch hier
kannst du Verlaufsfärbungen nutzen und sie so oft vor dem Spinnen teilen, wie
du die Farben wechseln lassen möchtest. Wilde Färbungen kannst du auch einfach
ohne Teilen runter spinnen, sie ergeben automatisch einen Farbverlauf. Teilst
du diese noch ein- oder mehrmals längst, wird der Farbwechsel immer häufiger im
Garn.
Spin to Knit
Wenn du ein
bestimmtes Strickstück vor Augen hast, bedenke vorher diese Techniken. Versuche
dir vorzustellen, wie bunt das Strickstück werden soll. Eine zweifache
Verzwirnung eines wild gefärbten, oft geteilten Kammzugs kann mitunter sehr
bunt werden, was dann auch im Strickstück sehr bunt wird.
Beispiele
dafür:
Zwei Lesezeichen aus einem wild gefärbten BFL-Kammzug, gesponnen ohne zu teilen, zweifach verzwirnt. |
Der Brickless von Martina Behm, gesponnen aus einem mehrfach geteilten Kammzug, zweifach gezwirnt. |
Um nicht so
wilde Farben zu erhalten, verzwirnst du entweder dreifach oder teilst einen
Kammzug nur einmal mittig und spinnst beide Teile in der gleichen Reihenfolge
auf eine Spule und verzwirnst sie dann zweifach.
Natürlich ist der Effekt, der am Ende beim Spinnen heraus kommt, zudem anhängig davon, wie wild gefärbt wurde und wie viel Kontrast die Farben haben.
Natürlich ist der Effekt, der am Ende beim Spinnen heraus kommt, zudem anhängig davon, wie wild gefärbt wurde und wie viel Kontrast die Farben haben.
Ebenso gibt
das Strickstück vor, wie bunt es wird. Hast du ein Strickstück vor Augen mit
kleineren Reihen, wie Socken, Handschuhe, etc., dann dürfen die Farben auch
gern öfter wechseln. In einem Tuch, besonders in Dreieckstüchern, werden die
Farben automatisch wilder und wechseln mit wachsender Größe immer häufiger,
sodass sie streifig wirken.
Als Beispiel
hier ein Paar Socken, die aus einem Kammzug mit sehr häufigem Farbwechsel und
hohem Kontrast (dreifach gezwirnt) entstanden:
Und hier
einmal ein Tuch, das aus einem ganz ähnlich eng gefärbten Kammzug und dreifach
gezwirntem Garn entstand. Dort wirkt es schon bunter:
Das richtige Entspannungsbad für meine handgefärbten
Garne
Mit
gefärbter und ungefärbter Wolle kann nicht gleich umgegangen werden. Sowohl
industriell gefärbte als auch handgefärbte Fasern können ausbluten und zum
Beispiel sehr helle Stellen in einem kontrastreichen Garn verunreinigen. Jeder
Handspinner hat andere Techniken, ein Garn zu baden. Hier stelle ich meine
verschiedenen Techniken vor, die ich nutze, um meine Garne zu schützen:
Naturfarbenes
Garn: Dieses
darf, sofern es nicht aus sehr empfindlichen Fasern besteht, recht grob
behandelt werden. Man kann es im Topf mit reichlich Wasser aufkochen und
langsam wieder abkühlen lassen. Hat es noch viel Restfett oder Schmutz, wie bei
Alpaka, Lama usw. üblich, kann man einen Schuss Spüli, Shampoo oder
Wollwaschmittel hinzu geben. Ist einem das zu viel Aufwand, reicht auch ein
Eimer mit sehr heißem Wasser. lass es im trockenen Zustand dort hinein gleiten
und dann langsam abkühlen. Danach kannst du es entweder nass aufhängen, sodass
es sich durch das eigene Gewicht noch einmal glatt zieht (ich hänge zusätzlich
gern noch ein Gewicht rein, die Brause von der Dusche beispielsweise), oder du
kannst es, sofern es ein stabiles Garn ist, auswringen und auch ausschlagen, um
es fluffiger zu machen.
Industriell
und handgefärbtes Garn mit wenig Kontrast: Solches Garn kannst du fast wie naturfarbenes
behandeln, wobei die Methode im Eimer etwas schonender ist als die im Topf. Gib
hier keine Seife hinzu, sondern einen guten Schuss Essig oder Zitrone. Haare,
auch unsere Haare, sind säureaffin. Das heißt, ihr natürlicher pH-Wert liegt
bei ca. 5,5 (Wasser bei 7, Seifenlaugen ggf. noch höher). In diesem Säuremelieu
glätten sich die Schuppen der Haare besser als bei neutralem pH-Wert, das Garn
wird also weicher. Du kannst auch Haarconditioner, Haarkur, Wollwaschmittel und
andere beifügen, sie sind alle an den pH-Wert der Wolle angepasst.
Industriell
und handgefärbtes Garn mit viel Kontrast oder sehr empfindliche Garne aus
Kaschmir und ähnlichen Fasern: Mit diesen Garnen musst du sehr viel vorsichtiger
umgehen. Insbesondere, wenn weiße Stellen erhalten bleiben sollen, solltest du
vom richtigen Baden Abstand nehmen. Es kann funktionieren, aber um nichts zu
riskieren, empfehle ich hier zwei optionale Methoden: A) Tauche das Garn nur
kurz in Wasser und lasse es gleich abtropfend hängen. B) Belasse das Garn auf
der Haspel oder Niddy Noddy und besprühe es mit Wasser. Hatte es frisch
verzwirnt noch zu viel Drall, lass es ein paar Tage dort ruhen.
Wie viel Wolle brauche ich für ein Projekt?
Spinnen ist
keine Magie und letztendlich kommt ein Garn dabei heraus, das du so behandeln
und mit dem du so planen kannst, wie mit industriell gesponnenen Garnen auch.
Die Lauflänge und Nadelstärke ist hauptsächlich entscheidend für dein
Strickprojekt. Meistens empfinden es Handspinner sogar so, dass das
handgesponnene Garn weiter reicht als industrielles, vielleicht weil es
manchmal elastischer ist, vielleicht auch weil die Industrie ihre +/- 5% voll
ausnutzt, wohingegen Handfärber gern etwas mehr abwiegen.
Die Frage,
wie viel Wolle du brauchst hängt davon ab, wie dünn du spinnen kannst. Schaffst
du bereits eine gute Lauflänge, kannst du aus 100g ein großes Tuch machen
(abhängig natürlich auch vom Strickmuster). Bist du jedoch Anfänger und spinnst
vielleicht 150-200m/100g, dann solltest du für einen Loop, Schal oder ein Tuch
schon 200g Wolle einplanen. Alternativ kannst du auch einen industriellen Faden
oder ein naturfarbenes, gesponnenes Garn zum Verzwirnen nutzen, um die
Lauflänge kostengünstig zu verdoppeln.
Das Problem besteht bei handgefärbten Produkten natürlich immer darin, dass sie selten genauso reproduziert werden können. Letztendlich gibt es aber, sollte man zu wenig gekauft haben, meistens tolle Möglichkeiten, handgefärbte Spinnfasern mit Naturfarben beim Stricken zu mischen. Ein brauner oder grauer Rand an einem Tuch oder an Handstulpen kann das Strickstück so wundervoll aufwerten!
Färben im Auftrag?
Auftragsfärbungen sind natürlich auch möglich. Bedenke aber folgende Punkte:
-Die Zeit: Da ich hauptberuflich angestellt bin, kann ich nicht immer sofort färben, wenn ich einen Auftrag erhalte. Außerdem spielen das Wetter und mein Vorrat an ungefärbten Fasern eine große Rolle für eine längere Wartezeit.
- Färbungen von anderen FärberInnen nachzuempfinden ist schwierig, weil sie andere Techniken nutzen als ich, ggf. andere Farben und jeder Färber / jede Färberin einen anderen Stil verfolgt.
- Färbungen nach einer Beschreibung kann zu anderen Ergebnisse führen als gewünscht, weil das Verständnis und die Kommunikation bei einem so kreativen Vorhaben nicht identisch ist. Wenn du mir eine Färbung beschreibst, mach es so genau wie möglich, aber bedenke, dass das Bild, welches dir vorschwebt und meines sich letztendlich immer noch unterschieden können.
- Die Faser bestimmt ganz deutlich die Farben. Manche Fasern (z.B. Nylon, Seide, Kaschmir) und manche Schafrassen (z.B. Superwash-ausgerüstete Fasern, Wensleydale, Kent Romney, Shetland, BFL, Merino) lassen sehr satte Farben zu, brillant und leuchtend. Andere Fasern (z.B. Alpaka, Angora, Kamel, Sojaseide) und Schafrassen (z.B. Polwarth) färben nur recht pastellig. Ihre Aufnahmekapazität für die Farbe ist deutlich geringer.
Hier siehst du ein Beispiel zu dem Effekt einer einzigen Färbung im gleichen Topf auf verschiedenen Fasermischungen. Die Farben unterscheiden sich sehr deutlich, obwohl die Fasern (Hauptbestandteil von links oben nach rechts unten: BFL, Merino, BFL SW, BFL) gar nicht so unterschiedlich sind, wie die Extreme, die ich oben beschreibe: