Freitag, 6. Juli 2018

Viele Möglichkeiten für Glitzer in Spinnfasern

Glitzer als dezentes Highlight oder sichtbar bis zum Mond? Ob es gefällt oder nicht ist sehr unterschiedlich, aber warum?

Etliche verschiedene Glitzerarten und -farben gibt es, ein beliebter Trend in den USA und auch in den 70ern mal ganz groß verbreitet bei handgestrickten Projekten. Nun wird er seit ein paar Jahren für HandspinnerInnen, aber auch in Strickgarnen wieder beliebt und modern. Dabei scheiden sich in dem Punkt die Geschmäcker. Manche HandspinnerInnen mögen ihn nicht, weil er unnatürlich scheint und als Nylonprodukt ein Polyamid ist, das komplett "man-made" ist, also rein chemisch vom Menschen gemacht und nicht am Tier gewachsen. Viele aber schätzen die Faser in kleiner Menge unter gemischt. Das Erlebnis, wie es in allen Farben irisierend ins Spinnrad läuft, ist ein Genuss und gibt das Gefühl, etwas ganz außergewöhnliches zu verarbeiten. Ich selbst musste mir den Glitzer erst "angewöhnen", mein Geschmack hat sich definitiv in der Richtung mehrfach hin und her gewandelt.

Firestar in einem Glitzerbatt


Es gibt jedoch auch HandspinnerInnen, die aufgrund schlechter Erfahrungen mit Nylon die Faser unabhängig von der Frage nach Natürlichkeit oder Ästhetik fürchten, weil sie diese grob und kratzig erlebt haben oder weil man eine schlechte Atmungsaktivität von Textilien aus Nylon kennt. Diesen Ängsten möchte ich mit diesem Blogpost entgegen wirken und aufgrund meiner Erfahrungen ein wenig über die verschiedenen Glitzervarianten im Bereich der Spinnfasern berichten.

Glitzernde Fasern werden in etlichen Variationen produziert, wobei man noch nicht allzu lange so feine Glitzerfäden herstellt, dass es nicht auf der Haut sticht und kratzt. Viele Handspinner, die noch nicht alle Arten kennen lernen durften, befürchten, dass Glitzer piekst und nicht am Hals getragen werden kann. So muss es aber nicht sein. Glitzer besteht meistens aus 100% Nylon und ist je nach Sorte mit einem völlig anderen Spinngefühl verbunden. Er ist oft nur zu einem sehr geringen Anteil enthalten, denn je nach Art des Glitzers machen bereits wenige Prozente großen Eindruck. Ist also Wolle noch der Hauptbestandteil der Fasern, so hat das Garn auch hauptsächlich die typischen Wolleigenschaften, bleibt also wunderbar atmungsaktiv und nimmt kaum Gerüche an. Auch die groberen Glitzerarten müssen nicht pieksen, wenn ihr Anteil gering ist.

Viele Arten Glitzer:
1. Angelina: Englisch: "heat bondable Angelina", also durch Hiltze verklebbare Nylonfäden. Die Faser irisiert und reflektiert im höchsten Maß das Licht, wobei sich die Farben je nach Lichteinfall ändern können. Nur wenige Prozente reichen aus, um dem Projekt wahre Highlights zu geben. Mit 15 Den ist die Faser zwar extrem fein, kann jedoch durch ihre flache Beschaffenheit und die damit vorhandenen Kanten ein "pieksiges Gefühl" auslösen.

Irisierende Angelina


2. Stellina: Englisch "non-heat bondable Angelina". Die Faser glitzert sehr stark, irisiert jedoch nicht. Sie ist mit 10 Den nicht nur sehr fein, sondern auch auf der Haut kaum spürbar. Hier piekst absolut nichts.

Glitzernde Stellina


3.: Firestar: Englisch: "Firestar" oder "Super Bright Triobal Nylon". Diese Faser glitzert sehr intensiv, kann mit Säurefarben gefärbt werden und bringt tolle Highlights ins Projekt. Außerdem bietet sie eine gute Zugkraft und macht gesponnene Fasern haltbarer. Wer empindlich ist, empfindet sie jedoch als pieksig oder kratzig. Die Feinheit ist vergleichbar mit einer Wolle mit ca. 28-35 mic, die Feinheit kann je nach Herkunft leicht variieren.

Bunte Firestar


4. Starbright: Englisch: "Bright Triobal Nylon" oder "Starbright". Diese Faser glitzert immer noch wahrnehmbar, aber dezenter. Auch sie gibt Zugfestigkeit und Haltbarkeit ins Garn, ist jedoch sehr viel feiner als Supernova und Firestar. Die Feinheit ist vergleichbar mit einer Wolle mit ca. 19 mic.

Handgefärbte Starbright


5. Snow Mountain: Englisch: "Fine Denier Nylon" oder "Snowmountain". Diese Faser ist mit einer Wolle von ca. 14 mic. vergleichbar, sie gibt nur Stabilität ins Garn und glitzert nicht bzw. nur bei ganz naher Betrachtung schimmert sie leicht. Ähnliche Fasern sind auch die "Faux Kaschmir", "Faux Angora" und "Faux Mohair", welche durch ihre feine Struktur das Gefühl der echten Edelfasern nachahmen.

Snow Mountain oder Faux Kaschmir handgefäbrt


Ihr seht, Glitzer ist nicht gleich Glitzer. Er kann ganz viel und es ist auf jeden Fall einen Versuch wert, mal etwas Glitzerndes zu spinnen und zu stricken. Je nach Menge und Art sieht man ihn sehr deutlich im Gestrick oder eher weniger, oft zum Beispiel nur in der Sonne. Dadurch wirkt er spannend, macht Freude beim Spinnen und Stricken, aber ist keinesfalls kitschig. Insbesondere handgefärbte Glitzerarten, die sich farblich nicht von der Wolle abheben, bleiben sehr dezent.

Gestrick aus handgesponnenem Garn mit ursprünglich hohem Glitzeranteil von 10%. Die Wirkung bleibt aber dezent.
Nun, ich wünsche euch viel Spaß beim Ausprobieren, Entdecken, selbst Kardieren oder was immer ihr mit Glitzer vor habt!

Eure Charlene von der Regenbogenwolle